Abfallballen als Energiereserve für den Winter
Wie eine Pyramide aus Heuballen türmen sie sich auf – doch die grünen Ballen bestehen aus Abfall. Sie werden im Sommer gepresst und dienen im Winter als wertvolle Energiereserve. Tobias Breu, Leiter Abfallmanagement, erklärt im Interview, warum das Ballieren von Abfall für die Versorgungssicherheit mit Fernwärme und Strom wichtig ist.
Warum lagert Limeco Abfallballen, anstatt den Abfall sofort zu verwerten?
Die Menge des Abfalls schwankt im Laufe des Jahres. Ähnlich wie in der Bauindustrie beginnt die Hauptsaison im Frühling und endet im Herbst. Im Winter sinkt die Abfallmenge deutlich, obwohl der Bedarf an Wärme und Strom in dieser Zeit am höchsten ist. Daher ist es ökologischer und auch wirtschaftlicher, den Abfall im Winter zu verbrennen, wenn die Energie benötigt wird. Deshalb pressen wir den angelieferten Abfall im Sommer zu Ballen. So können wir den höheren Energiebedarf in der kalten Jahreszeit decken.
Wie läuft das Ballieren ab?
Der angelieferte Hauskehricht und Bauabfall landet zunächst in einem eigens dafür angelegten Bunkerplatz. Hier nimmt ein Bagger das Material in die Zange: Er mischt den Abfall gründlich durch, entfernt Eisenteile und Kunststoffrohre – alles, um den Brennwert zu maximieren. Anschliessend wird der vorbereitete Abfall in einen riesigen Schredder befördert, der ihn in kleine Stücke zerlegt. Über ein Förderband gelangt das geschredderte Material dann zur Ballenpresse. Dort wird es mit einem Kunststoffnetz stabilisiert und sorgfältig in Folie gewickelt. So entstehen kompakte, wasser- und gasdichte Ballen, die jeweils rund 760 Kilogramm wiegen. Die Ballen werden auf dem Areal von Limeco gestapelt und warten darauf, im Winter als wertvolle Energiequelle genutzt zu werden.
Wie viel Energie kann aus den Ballen gewonnen werden?
Die 3’280 Abfallballen, die wir im letzten Herbst gepresst haben, lieferten rund 7’440 Megawattstunden Energie. Das reicht in etwa, um den Strombedarf von 1’800 Vier-Personen-Einfamilienhäusern zu decken.
Es gibt Kritik an der Verwendung von Kunststofffolie beim Ballieren. Warum wird Folie verwendet?
Die Kunststofffolie ist unverzichtbar, um die Ballen wasser- und gasdicht zu machen. Sie verhindert, dass Feuchtigkeit eindringt und Gase entweichen, was den Abbau des Abfalls stoppt.
Welche Gründe sprechen gegen die Verwendung von Recyclingfolie?
Unser Ballierungsdienstleister verbessert kontinuierlich seine Prozesse und sucht nach umweltfreundlichen Alternativen. Aktuell steht uns keine Recyclingfolie zur Verfügung, die unsere hohen Anforderungen und Vorgaben zum Schutz der Abfallballen nachweislich erfüllt. Ich bin jedoch überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir eine geeignete Lösung aus Recyclingmaterial finden.
Warum werden die Ballen nicht in einer Halle gelagert?
Eine zusätzliche Halle wäre eine teure Investition, die wir nicht brauchen. Unsere Ballen sind durch die Folie gut geschützt. Ausserdem haben wir strenge Sicherheitsvorgaben, wo und wie lange die Ballen gelagert werden dürfen.
Welche Vorteile bringt das Ballieren für Limeco und die Region?
Das Ballieren bietet mehrere Vorteile: Zum einen ermöglicht es uns, die Produktion von klimafreundlicher Fernwärme und nachhaltigem Strom jederzeit aufrechtzuerhalten. Zum anderen findet das Ballieren während der vierwöchigen Revision unserer Kehrichtverwertungsanlage (KVA) statt und wir müssen den regionalen Abfall nicht in entfernte KVAs transportieren, was zusätzliche CO2-Emissionen verursachen würde. So sparen wir nicht nur Emissionen, sondern entlasten auch den Strassenverkehr.
Wird das Ballieren in den kommenden Jahren weiterhin eine wichtige Rolle spielen?
Ja, das Ballieren bleibt ein wichtiger Baustein unserer Strategie. Wir werden den Prozess weiterentwickeln und an die regionalen Bedürfnisse anpassen, um die nachhaltige Energieversorgung im Limmattal auch in schwierigen Zeiten sicherzustellen.