Carmen Rüegg

Managerin Marketing & Kommunikation

Abfallballen als Energiereserve für den Winter

Wie eine Pyramide aus Heuballen türmen sie sich auf – doch die grünen Ballen bestehen aus Abfall. Sie werden im Sommer gepresst und dienen im Winter als wertvolle Energiereserve. Tobias Breu, Leiter Abfallmanagement, erklärt im Interview, warum das Ballieren von Abfall für die Versorgungssicherheit mit Fernwärme und Strom wichtig ist.

Das Bild zeigt eine grosse Pyramide aus hellgrünen, in Folie verpackten Abfallballen, die auf einem asphaltierten Platz gestapelt sind. Vor der Pyramide steht eine Reihe von grauen Betonblöcken. Im Hintergrund sind Bäume und ein bewölkter Himmel zu sehen. Die Ballen sind symmetrisch und ordentlich gestapelt, sodass eine gleichmässige Struktur entsteht.

Eine Pyramide an Abfallballen für die Versorgungssicherheit im Winter.

Warum lagert Limeco Abfallballen, anstatt den Abfall sofort zu verwerten?

Die Menge des Abfalls schwankt im Laufe des Jahres. Ähnlich wie in der Bauindustrie beginnt die Hauptsaison im Frühling und endet im Herbst. Im Winter sinkt die Abfallmenge deutlich, obwohl der Bedarf an Wärme und Strom in dieser Zeit am höchsten ist. Daher ist es ökologischer und auch wirtschaftlicher, den Abfall im Winter zu verbrennen, wenn die Energie benötigt wird. Deshalb pressen wir den angelieferten Abfall im Sommer zu Ballen. So können wir den höheren Energiebedarf in der kalten Jahreszeit decken.

Wie läuft das Ballieren ab?

Der angelieferte Hauskehricht und Bauabfall landet zunächst in einem eigens dafür angelegten Bunkerplatz. Hier nimmt ein Bagger das Material in die Zange: Er mischt den Abfall gründlich durch, entfernt Eisenteile und Kunststoffrohre – alles, um den Brennwert zu maximieren. Anschliessend wird der vorbereitete Abfall in einen riesigen Schredder befördert, der ihn in kleine Stücke zerlegt. Über ein Förderband gelangt das geschredderte Material dann zur Ballenpresse. Dort wird es mit einem Kunststoffnetz stabilisiert und sorgfältig in Folie gewickelt. So entstehen kompakte, wasser- und gasdichte Ballen, die jeweils rund 760 Kilogramm wiegen. Die Ballen werden auf dem Areal von Limeco gestapelt und warten darauf, im Winter als wertvolle Energiequelle genutzt zu werden.

Ein Bagger greift mit einer grossen Zange in einen Haufen aus verschiedenen Arten von Abfall. Der Müll besteht aus Plastiktüten, Metallteilen, Möbelstücken und weiteren Gegenständen. Im Hintergrund sind grüne Bäume und gestapelte hellgrüne Ballen zu sehen.

Der Hauskehricht und Bauabfall wird als Erstes auf dem temporären Bunkerplatz durchmischt.

Wie viel Energie kann aus den Ballen gewonnen werden?

Die 3’280 Abfallballen, die wir im letzten Herbst gepresst haben, lieferten rund 7’440 Megawattstunden Energie. Das reicht in etwa, um den Strombedarf von 1’800 Vier-Personen-Einfamilienhäusern zu decken.

Es gibt Kritik an der Verwendung von Kunststofffolie beim Ballieren. Warum wird Folie verwendet?

Die Kunststofffolie ist unverzichtbar, um die Ballen wasser- und gasdicht zu machen. Sie verhindert, dass Feuchtigkeit eindringt und Gase entweichen, was den Abbau des Abfalls stoppt.

Welche Gründe sprechen gegen die Verwendung von Recyclingfolie?

Unser Ballierungsdienstleister verbessert kontinuierlich seine Prozesse und sucht nach umweltfreundlichen Alternativen. Aktuell steht uns keine Recyclingfolie zur Verfügung, die unsere hohen Anforderungen und Vorgaben zum Schutz der Abfallballen nachweislich erfüllt. Ich bin jedoch überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir eine geeignete Lösung aus Recyclingmaterial finden.

Ein grosser Ballen aus gepresstem Abfall, der teilweise in hellgrüner Plastikfolie eingewickelt ist, wird von einer Maschine bearbeitet. Der Abfallballen besteht aus einer Vielzahl von Materialien wie Papier und Kunststoff. Die Maschine umwickelt den Ballen mit der Folie, während Rollen und Teile des Fördermechanismus zu sehen sind.

Der zerkleinerte Abfall wird zu Ballen gepresst und mit Folie umwickelt um die Abfallballen wasser- und gasdicht zu machen.

Warum werden die Ballen nicht in einer Halle gelagert?

Eine zusätzliche Halle wäre eine teure Investition, die wir nicht brauchen. Unsere Ballen sind durch die Folie gut geschützt. Ausserdem haben wir strenge Sicherheitsvorgaben, wo und wie lange die Ballen gelagert werden dürfen.

Welche Vorteile bringt das Ballieren für Limeco und die Region?

Das Ballieren bietet mehrere Vorteile: Zum einen ermöglicht es uns, die Produktion von klimafreundlicher Fernwärme und nachhaltigem Strom jederzeit aufrechtzuerhalten. Zum anderen findet das Ballieren während der vierwöchigen Revision unserer Kehrichtverwertungsanlage (KVA) statt und wir müssen den regionalen Abfall nicht in entfernte KVAs transportieren, was zusätzliche CO2-Emissionen verursachen würde. So sparen wir nicht nur Emissionen, sondern entlasten auch den Strassenverkehr.

Ein gelber Stapler hebt einen grossen, in Folie eingewickelten Abfallballen und stapelt ihn auf eine bereits bestehende Pyramide von ähnlichen Ballen. Die Ballen sind ordentlich in mehreren Reihen aufgeschichtet, während Bäume im Hintergrund zu sehen sind.

Die fertigen Abfallballen werden nach strengen Vorgaben aufeinander gestapelt.

Wird das Ballieren in den kommenden Jahren weiterhin eine wichtige Rolle spielen?

Ja, das Ballieren bleibt ein wichtiger Baustein unserer Strategie. Wir werden den Prozess weiterentwickeln und an die regionalen Bedürfnisse anpassen, um die nachhaltige Energieversorgung im Limmattal auch in schwierigen Zeiten sicherzustellen.

Ein Lagerbereich, in dem viele grosse, hellgrüne Ballen aus gepresstem Abfall gestapelt sind. Im Vordergrund ist ein orangefarbener geparkter Lastwagen zu sehen. Der Bereich mit den hellgrünen Ballen wird von einer Überdachung und Metallstrukturen eingerahmt. In den Glasscheiben auf der linken Seite spiegeln sich die gestapelten Ballen.

Das temporäre Lager hinter der KVA umfasst mehr als 3'200 Abfallballen. Eine geballte Ladung Energie für den Winter.