Marco Saxer

Marco Saxer

Leiter Betrieb KVA

Wenn Städte zu Rohstofflieferanten werden

Schutt, Schrott und Schlamm sind Quellen für Rohstoffe. Das «Urban Mining» gewinnt an Bedeutung.

Wir Schweizerinnen und Schweizer sind Weltklasse, wenn es ums Rezyklieren geht. 50 Prozent des Abfalls finden den Weg zurück in den Wertstoffkreislauf. Die Quote der Wiederverwertung liesse sich indes weiter steigern. Urban Mining heisst das Zauberwort: Ballungszentren werden zu Minen, der urbane Abfall avanciert zum kostbaren Schatz. Ziele von «Urban Mining» in der Abfall- und Ressourcenwirtschaft sind: Ressourcen schonen, schädliche Umwelteinwirkungen vermindern, Schadstoffe eliminieren und Deponievolumen schonen. Alleine im Kanton Zürich fallen pro Jahr an:

  • 2,7 Millionen Tonnen Bauabfall
  • 0,8 Millionen Tonnen Siedlungsabfall
  • 0,6 Millionen Tonnen Sonderabfall
  • 0,1 Millionen Tonnen Klärschlamm

Baustoffe werden wiederverwertet

Auch die Bauindustrie ist längst auf den Zug der Kreislaufwirtschaft aufgesprungen. Heute werden 81 Prozent der mineralischen Stoffe aus einem abgerissenen Bauwerk weiterverwendet. Baustoffe wie Recyclingbeton stehen herkömmlichen Baumaterialien kaum nach.

Rohstoff Stahl

Kreislaufwirtschaft: Im Bau werden viele Stoffe nach dem Abriss wiederverwertet (Foto: Mikita Yo / Unsplash)

Metall im Abfall

Abfall ist ein wertvoller Rohstoff. Im Hauskehricht finden sich Metalle wie Eisen, Aluminium, Stahl, Kupfer, Messing, Zink und sogar Edelmetalle wie Silber oder Gold. Quellen von Eisen und Aluminium sind Verpackungsmaterialien, Verbundwerkstoffe und Küchenutensilien, für die Edelmetalle sind es in erster Linie Leiterplatten, Elektrogeräte und Mobiltelefone. Limeco gewinnt aus der Kehrichtschlacke der KVA in Dietikon jährlich rund 2000 Tonnen Eisen- und Nichteisenmetalle zurück.

Wertvoller Elektroschrott

Elektroschrott hat zwar ein grosses Schadstoffpotenzial, ist aber auch Quelle äusserst wertvoller Ressourcen. Zum Beispiel enthalten viele IT-Geräte wertvolle und in absehbarer Zeit immer knapper werdende und schwierig zu ersetzende Metalle. Darunter sind auch sogenannte Gewürzmetalle, chemische Elemente, die teilweise zu den seltenen Metallen (oder seltenen Erden) gehören. Solche Metalle sind in einem einzelnen Gerät zwar nur in kleinsten Mengen vorhanden, dafür in millionenfacher Ausführung.

Für Pflanzen, Tiere und Menschen lebenswichtig: Phosphor

Ohne Phosphor kein Leben: Für Pflanzen, Tiere und Menschen ist diese endliche Ressource lebenswichtig.

Phosphor aus Klärschlamm

Im August 2015 legte Limeco die Schlammverwertungsanlage nach 44 Jahren Betrieb still. Seither liefert Limeco den entwässerten Schlamm in die Schlammverwertungsanlage der Stadt Zürich ein. ERZ Entsorgung + Recycling Zürich verbrennt den gesamten kantonalen Schlamm, jährlich rund 100’000 Tonnen. Aus der Asche soll zukünftig Phosphor zurückgewonnen werden, eine lebenswichtige, endliche Ressource für Pflanzen, Tiere und Menschen.

Keine natürlichen Vorkommen in der Schweiz

Die Schweiz verfügt über keine natürlichen Vorkommen von Phosphor, die Rückgewinnung ist die einzige Alternative zum Import. In der Schweiz entspricht die im Klärschlamm gebundene Menge an Phosphor pro Jahr etwa der im importierten Mineraldünger enthaltenen Menge. Die Landwirtschaft setzt Phosphor als Dünger ein.